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Wisst ihr was mich am Fediverse tierisch abnervt?

Da kann jemand sinnfreie und falsche Behauptungen aufstellen. Den meisten fällt es nicht einmal auf, weil sie in ihrer kleinen (Twitter) Bubble feststecken. Das ist so ein wenig wie, das Fediverse im Munde führen, jedoch den WalledGarden durch die Weltgeschichte tragen.

Sollte ich es korrigieren wollen, dann bin ich der Teufel, Nerd oder was auch immer. #DasNervt

@feb hm. Wozu das verpixeln, wenn man den Post doch anhand des Textes und der Hashtags eindeutig identifizieren kann? Ist die Aufregung hier richtig platziert?

Es geht um die Aussage. Die ist schlicht falsch.
Das du den original Beitrag mit entsprechender Energie und Zeiteinsatz finden kannst, liegt an der Struktur des Internet und ihren Suchmaschinen.
@Matthias Es ist doch immer so.

Irgendjemand auf Mastodon behauptet aus felsenfester Überzeugung, das Fediverse sei nur Mastodon oder sogar, wie hier, Mastodon sei das einzige dezentrale soziale Netzwerk, das je existiert hat.

Sich darüber beklagen tun nur Nicht-Mastodon-Nutzer. Von den Mastodon-Nutzern weiß es mindestens eine Hälfte auch nicht besser, und der Rest stört sich nicht an der Aussage.

Und wenn sich Nicht-Mastodon-Nutzer darüber beklagen und mit Widerworten kommen, heißt es von den Mastodon-Nutzern gerne: "Ist doch scheißegal, reg dich nicht auf, ist doch nicht so schlimm, wieso überhaupt die Aufregung?"

Wohlgemerkt, von beiden Sorten von Mastodon-Nutzern. Die einen haben gerade eben erst von den Nicht-Mastodon-Nutzern zum allerersten Mal überhaupt davon gehört, daß das Fediverse noch was anderes sein soll als Mastodon. Den anderen ist alles, was nicht Mastodon ist, einfach scheißegal.

Und dann gibt's da noch die Mastodon-Fundamentalisten. Die halten gerne wacker dagegen. Die einen tun das aus Rechthaberei, um zu verhindern, daß diese Nicht-Mastodon-Nutzer sie ungefragterweise eines Besseren belehren. Das nennt man nämlich auch "Fedisplaining". Die anderen tun das, damit das Fediverse um sie herum zumindest gefühlt weiterhin nur Mastodon bleibt. Zwischen den beiden Gruppen gibt es eine große Schnittmenge.

Da werden Nicht-Mastodon-Nutzer schon mal angegriffen. Da wird schon mal behauptet, daß es die Nicht-Mastodon-Nutzer seien, die falsch lägen, und ja, es gäbe tatsächlich ein in sich geschlossenes "Mastodon-Netzwerk", und schlimmstenfalls sogar, das Fediverse wäre per definitionem tatsächlich nur Mastodon, weil Eugen Rochko das doch erfunden hat und so weiter. Und es wird fleißig stummgeschaltet und blockiert in verzweifelten Versuchen, die Nicht-Mastodon-Nutzer fediverseweit mundtot zu machen.

Leider ist es tatsächlich so: Je reichweitenstärker und einflußreicher Mastodon-Nutzer sind, desto weniger scheren sie sich um das Fediverse außerhalb von Mastodon. Es gibt Fediverse-"Influencer" und Leute, die sehr viel im Fediverse über "das Fediverse" schreiben, die laufend so tun, als sei das Fediverse nur Mastodon. Da kann man dagegen kommentieren, soviel man will, die machen damit so weiter.

Inzwischen ist es im Fediverse für Nicht-Mastodon-Nutzer ähnlich wie für Schwarze, Schwule oder Transpersonen. Im Fediverse gilt der weiße Cishet-Mann auf Mastodon als der Standard. Und wenn z. B. Schwarze oder Schwule, aber auch Nicht-Mastodon-Nutzer von sowohl Unterdrückungstendenzen als auch von tatsächlichen Angriffen schreiben, ist die Reaktion von Weißen, Heten und Mastodon-Nutzern immer: "Nee, kann ich mir nicht vorstellen, daß das passiert. Hab ich nie gesehen, und ist mir auch nie passiert. Ist doch alles nur Einbildung/nicht so schlimm."

Natürlich nicht. Wer selbst weiß/hetero/auf Mastodon ist, ist selbst kein Ziel, und wer in einer Bubble lebt, in der jeder weiß/hetero/auf Mastodon ist, bekommt auch nichts davon mit.

Das Fediverse stellt sich selbst ja gern als Ort dar, der für alle offen ist, der alle willkommen heißt, und an dem sich jeder frei entfalten kann. Leider gilt das immer weniger für Leute, die nicht auf Mastodon sind. Und die Mastodon-Mehrheit bemerkt diese Art von Unterdrückung noch am wenigsten.

CC: @Anna Koschinski @Erik (ring2)

#Long #LongPost #CWLong #CWLongPost #LangerPost #CWLangerPost #FediMeta #FediverseMeta #CWFediMeta #CWFediverseMeta #Fediverse #Mastodon #NichtNurMastodon
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Erik (ring2)

@jupiter_rowland @feb danke für deinen langen Post. ;)

Ich meine es gibt noch einen 3. Typ: den Mastodon Nutzer, der sehr wohl (zu schätzen) weiß, wie divers auch technisch das ist, diesen Fight aber für "judäische Volksfront"-Scharmützel hält...

Und btw, der Selbstvergleich mit echten Marginalisierten bestätigt schlimme Vorurteile — und geht gar nicht!

@Erik (ring2)
Und btw, der Selbstvergleich mit echten Marginalisierten bestätigt schlimme Vorurteile — und geht gar nicht!

Doch, der Vergleich geht sehr wohl. Und ich werde darüber noch einen Post schreiben.

Nicht-Mastodon-Nutzer sind im Fediverse nämlich längst real marginalisiert. Wie gesagt: Nur weil reine oder weit überwiegende Mastodon-Nutzer das nicht sehen, heißt das nicht, daß es nicht passiert.

Es ist nicht okay, jemanden wegen Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Behinderung zu marginalisieren. Viele Weiße bzw. Cishet-Personen tun das aber unbewußt, und einige tun das mit voller Absicht.

Aber es ist ebensowenig okay, jemanden dafür zu marginalisieren, wo er oder sie im Fediverse ist. Viele Mastodon-Nutzer tun das aber unbewußt, und einige tun das mit voller Absicht.

Frag den Calckey-Nutzer @crossgolf_rebel - kostenlose Kwalitätsposts. Dem hat mal ein Mastodon-Nutzer gesagt, er solle gefälligst seine Posts auf maximal 500 Zeichen limitieren oder sich aus dem Fediverse verpissen.

Auch ich bin schon so manches Mal angepampt worden, weil meine Posts über 500 Zeichen lang sind, und davon auch so manches Mal direkt danach blockiert worden.

Frag den Friendica-Nutzer @Jakbous Schürz. Den hat mal eine Mastodon-Nutzerin blockiert, ganz einfach, weil er nicht auf Mastodon war. Sie dachte, er sei ein böser Hacker und Friendica ein böses Hackertool, mit dem er sich verbotenerweise ins Mastodon-Fediverse reingehackt habe.

Guck dir die ganzen Entwicklungen an, die "Fedi" oder "Fediverse" im Namen haben, die aber knallhart ausschließlich gegen Mastodon gebaut sind und deren Entwickler keinen Bock haben, daran was zu ändern.

Klar, jetzt könnte man sagen: Die Hautfarbe kann man nicht wählen. Auch eine Behinderung kann man nicht wegwählen. Man kann sich selbst auch nicht dazu zwingen, cisgender oder heterosexuell zu sein. Man kann aber die Fediverse-Software jederzeit frei wählen. Von daher hinkt der Vergleich ganz gewaltig.

Das hieße: Man könnte selbst dafür sorgen, daß man im Fediverse akzeptiert und nicht marginalisiert wird, indem man einfach wie die gewaltige Mehrheit Mastodon nutzt und nicht irgendwas anderes. Man kann es ja frei wählen, was man nutzt.

Nur könnte man dann eben nicht mehr frei wählen, was man nutzt, wenn man akzeptiert werden will. Wenn man akzeptiert werden will, hätte man zu Mastodon, und zwar Vanilla-Mastodon mit 500-Zeichen-Limit, keine Alternative mehr.

Viele von uns wollen Mastodon aber eben gerade nicht nutzen, weil ihnen da essentielle Features fehlen würden, die sie auch für mehr Akzeptanz nicht bereit wären aufzugeben.

Da kann und sollte man als Mastodon-Nutzer nicht einfach mit der Schulter zucken und sagen: "Ja, dann seid ihr eben selber schuld, wenn ihr gemobbt und diskriminiert werdet." Ebensowenig kann man als Mastodon-Nutzer weiterhin mit der Schulter zucken und sagen: "Ich sehe nicht, daß ihr irgendwo diskriminiert werdet, also sind das nur Hirngespinste, und niemand muß irgendwas anders machen."

Statt dessen muß generell damit aufgehört werden, das Fediverse als nur Mastodon zu verkaufen. Auch in Medien mit mehr Reichweite. Auch Neulingen gegenüber, damit die sich von vornherein daran gewöhnen, daß einige Leute im Fediverse Sachen nutzen, die total anders sind als Mastodon, und das völlig normal ist. Jeder sollte auch wissen, daß das Fediverse auch nicht mit Mastodon anfing.

Neuentwicklungen im Fediverse, von denen das ganze Fediverse profitieren könnte, dürfen nicht mehr nur gegen Mastodon gebaut werden, sondern sie müssen projektneutral gestaltet werden.

Das Fediverse braucht wieder eine neue Kultur. Die Kultur von 2022, die nur Vanilla-Mastodon berücksichtigt, muß ersetzt werden durch eine, die alles berücksichtigt.

Niemand darf mehr dafür attackiert werden, Posts zu schreiben, die auf Vanilla-Mastodon so nicht möglich sind (über 500 Zeichen, Textformatierung, Listen etc.). Niemand darf mehr dafür attackiert werden, auf Posts oder Kommentare zu reagieren, die der- oder diejenige aus Mastodon-Sicht nicht auf natürlichem Wege hätte empfangen können.

Quote-Posts müssen als unverrückbarer Teil der Fediverse-Kultur anerkannt werden. Auch wenn Mastodon sie nicht hat: So ziemlich alles, was nicht Mastodon ist, hat sie. Jetzt. Das Fediverse hatte schon Quote-Posts fünfeinhalb Jahre, bevor es Mastodon gab. So ziemlich alles, was nicht Mastodon ist, kann auch jederzeit Mastodon-Tröts quote-posten. Und es sollte auch anerkannt und akzeptiert werden, daß eine mastodoneigene, mastodoninterne, auf keinem Standard aufbauende Opt-Out- oder Opt-In-Funktion nicht fediverseweit funktionieren kann und wird.

Die Fediverse-Kultur darf keine Funktionen zwingend erforderlich machen, die Nicht-Mastodon-Anwendungen evtl. nicht haben. Beispielsweise CWs à la Mastodon in Kommentaren, die von Hubzilla kommen. Oder "Unlisted", das es auch längst nicht überall gibt.

Die Fediverse-Kultur darf keine Funktionen oder Features verteufeln, die Mastodon nicht hat. Beispielsweise Posts mit mehr als 500 Zeichen oder Zusammenfassungen in dem, was auf Mastodon das CW-Feld ist, oder Textformatierung oder Posts mit eingebetteten Bildern, die auf Mastodon "komisch" aussehen, weil die Bilder eben nicht mehr eingebettet sind.

Die Fediverse-Kultur muß aufhören, Mastodon als den Standard anzusehen und danach zu agieren. Und nein, Nutzerzahlen definieren keinen Standard. Nein, tun sie wirklich nicht.

Die Fediverse-Kultur muß aufhören, alles, was nicht wie (auf) Mastodon ist, als entweder kaputt oder falsch oder böse darzustellen.

Und jeder Mastodon-Nutzer, der sich jetzt in eine Defensivposition begibt, um Mastodon und die mastodon-normative Fediverse-Kultur zu verteidigen, ist aktiver Teil des Problems.

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