#OpenSource bei der European Space Agency
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> „Was machst Du so?“, fragt der eine. „Ich arbeite an einem Open-Source-Projekt, das mit Satelliten zu tun hat, die mit der Ariane 6 ins All geschossen werden“, antwortet der andere. „So ein Zufall, ich auch!“.
Linux-MagazinOpen Source bei der European Space AgencyAnders als die NASA ist die ESA dezentral organisiert, international und kommerziell orientiert. Obwohl sie auch deutlich weniger Top-Down aufgebaut ist, gibt es Fesseln, die Open Source nicht immer in dem Umfang erlauben, den die Agency als auch die Wissenschaftler wünschen. Doch das ändert sich gerade – ein wenig. Treffen sich ein griechischer und ein deutscher Open-Source-Nerd auf dem Chaos Communication Congress: „Was machst Du so?“, fragt der eine. „Ich arbeite an einem Open-Source-Projekt, das mit Satelliten zu tun hat, die mit der Ariane 6 ins All geschossen werden“, antwortet der andere. „So ein Zufall, ich auch!“. So oder so ähnlich spielte sich 2023 das erste Gespräch zwischen Manthos Papamatthaiou und Paul Koetter ab. Am Ende stellten die beiden Wissenschaftler fest, dass sich ihre wenige Hundert Gramm schweren Mini-Satelliten sogar nebeneinander in derselben Rakete wiederfinden. Selbstverständlich beschlossen die beiden zusammenzuarbeiten – über die Synergien und so manche Kuriositäten berichteten Papamatthaiou und Koetter auf dem 38C3 [1] im Dezember 2024. Ihr Vortrag „Ein Open-Source-Guide für die Galaxie – unsere Reise mit der Ariane *6“ zählte in Hamburg zu den Kongress-Highlights und besaß durchaus Unterhaltungswert: „Hier seht ihr ein Foto, wie wir in Kourou einen 30-Tonnen-Kran benutzen, um einen 150-Gramm-Satelliten an seinen Platz zu hieven.“. Koetter gab einen 5-Minuten-Crash-Kurs zur Mechanik von Satellitenorbits, Papamatthaiou demonstrierte live das Deployment von Minisatelliten (Abbildung 1). In der Geschichte der beiden Open-Source-Nerds spiegeln sich viele Aspekte wider, die die Natur der ESA ausmachen. Da steht die größte und stärkste Rakete der Welt, die 530 Tonnen schwere und 63 Meter hohe Ariane 6, und bringt am 9. Juli 2024 endlich die beiden im Open-Source-Verfahren entwickelten Satelliten SIDLOC [2] und Curium One [3] ins All [4]. In einem Detail des Launchvideos der Mission (ebenfalls im Vortrag) zeigt sich ein fundamentaler Unterschied in der Denkweise von ESA und NASA: Die NASA fährt Raketen umher, die ESA Häuser. Für die Saturn-Raketen der Apollo-Mission baute man in den USA das bis heute höchste einstöckige Gebäude der Welt und eine spezielle fahrbare Launchplattform, um die riesigen Raketen im Schneckentempo zur Rampe von Cape Canaveral zu kutschieren. Die ESA dagegen bewegt das Gebäude [5] außen herum und lässt die Ariane stehen. Sidloc: Identifizieren Sie sich! Zurück zu den Missionen: Klein, leicht, autonom, stromsparend, günstig – wer sich mit Bluetooth Beacons und Bluetooth Low Energy auseinandergesetzt hat, dem kommen die Anforderungen der Projekte bekannt vor. Aber anders als bei Bluetooth, Flugzeugen und Schiffen gibt es bei Raumfahrzeugen bisher kein einheitliches Standardprotokoll zur Identifizierung und präzisen Ortung. Sidloc will da Abhilfe schaffen und hat zusammen mit der ESA einen neuen, offenen Standard mit niedrigem Stromverbrauch getestet. Dafür nutzt man auch das Netzwerk des „Open Source global network of satellite ground-stations“ (SatNOGS) [6], das zu einer unabhängigen Quelle von Bahnelementen und Raumfahrzeugidentifikationen beiträgt. Curium One hingegen hat neben einer ganzen Reihe weiterer Experimente eine Open-Source-Grundlage für größere, würfelförmige Satelliten (CubeSat-Systeme) geschaffen. Open Hardware lautet dabei das Stichwort und gemeint sind 15 neu entworfene Open-Hardware-Platinen, Solargeneratoren, Bordcomputer, Hochfrequenz-Kommunikationsplatinen – alles wurde von der Community mithilfe von Planetary Transportation Systems entwickelt und getestet. Ein wenig anders als die NASA Wer sich die ESA und die